Die Gründung
Im ausgebombten Sternensaal des Stuttgarter Hauptbahnhofes wartet ein Mann auf die Ankunft des Zuges. Hunderte zerlumpter, ausgemergelter Jugendliche streunen durch das Bahnhofsgebäude, elternlose Kinder, die einen Platz für die Nacht suchen. Der Mann spricht einige von ihnen an, ist erschüttert von deren Hoffnungslosigkeit, das eigene Leben zu meistern. Immer mehr Jugendliche, dankbar für die Aufmerksamkeit, scharen sich um ihn.
Kurz entschlossen verwandelt er einen Tisch in eine Kanzel, spricht den jungen Menschen Mut zu und fordert Ältere auf, sich um sie zu kümmern. Er sagt: „Wer Lust hat, mit mir auf ein Schloss zu kommen, wo wir uns selbst ernähren, kleiden, und Werkstätten einrichten können, der kommt mit. Brüder, unterm Sternenzelt muss ein guter Vater wohnen – ihm wollen wir uns anvertrauen.“ Zu Fuß, mit etwa 28 jungen Leuten, zieht er – einen Tagesmarsch weit ist das – auf das Schloss, ein frühes Konzentrationslager und Arbeitshaus, in Vaihingen an der Enz.
Man schreibt das Jahr 1949.
Der Mann ist Pastor Arnold Dannenmann, damals 42 Jahre, der bereits im Jahre 1947 das christliche Wohlfahrtswerk – „Das Jugendorf“ mit den Jugenddörfern Helmscherrode, Blaubeuren und Limmer gegründet hatte.